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Anonymous, 1771. Die allgemeine Zeit und Welt-Betrachtung, über das 1770. Jahr: Beschreibung des wunder grossen Nashorn. Alter und neuer grosser Staats-, Kriegs- und Friedens Appenzeller- Calender, oder, Der hinkende Bott 50: 1-40

  details
 
Location: Captive
Subject: Captivity - Before 1800
Species: Indian Rhino


Original text on this topic:
Alter und neuer Appenzeller Staats-Kriegs u. Friedens Calender, oder der Hinkende Bott, auf die Alte-Zeit gerichtet 1771
(edited by) Ulrich Sturzenegger, mathematicus
Trogen gedruckt und zu finden, in der Sturzeneggerischen Druckerey.

pp.5-6 has:
Abschilderung eines sehr grossen Rheinoceros oder Nashorn

p.[7]
Beschreibung deβ wunder grossen Nashorn

Dieses grosse Thier wurde schon vor einen Jahr zu Wien, Prag und anderen grossen Städten des Reichs, für Geld zusehen herum geführt. Da aber in unseren Gegenden dasselbe noch nicht zu sehen gewesen, so haben wir geglaubt, daβ es unseren Lesern nicht miβfällig seyn werde, wenn wir ihnen eine Beschreibung und Abschilderung davon mittheilen.

Dieses Nashorn, ist Verwunderungswürdig vor einen jedweden, der denselben lebendig zu sehen bekommt, und ist das erste Thier von dieser Sorte, welches in Teutschland gekommen. Es ist ohngefehr 16. Jahr alt, den diese Gattung Thiere auf 100. Jahre kommen, und viele Jahre wächset, dieses Thier wieget anjetzo des nahe 10000. Pfund. Es ist viel grösser und schwerer als es aus Bengalen Anno. 1757. da es 3. Jahr alt gewesen ist, und durch den Capitain Douwemont nach Holland überbracht worden. Es ist in Asia unter der Herrschafft des grossen Moguls, in der Landschafft Asem, welche von unseren Landen bey 800. Meilen weit entlegen, gefangen worden.
Dieses Wunder-Thier ist Dunckelbraun, hat keine Haare, wie gleich wie der Elephant, doch an den Ohren und am Ende des Schwanzes sind einige Härlein. Auf der Nase hat es sein Horn, womit es die Erde viel geschwinder kann umgraben, als niemahls ein Baur mit dem Pflug thun kann. Es ist schnell im Lauffen, kann schwimmen und sich unters Wasser rauschen, wie ein Endte, sein Kopf ist nach und nach vornen spitzig, die Ohren gleich eines Esels, die Augen, nach Proportion von dem grossen Thier, sehr klein, und kann nicht anders als über die Seite von sich absehen. Die Haut ist gleich wie Schildkroten, die Füsse sind kurz und dick, versehen mit 3. Klauen, wie die vorhergehende Figur zeiget.
Zu täglicher Unterhaltung fresset es 100. Pfund Heu und 50. Pfund Brod, auch sauffet es 20 Eymer Wasser. Es ist so zahm als ein Lamm, dieweil dasselbe nur ein Monat alt gewesen ist, wie es mit Stricken gefangen, als zuvor die Mutter von diesem Thier mit Pfeilen von den schwarzen Indianers todt geschossen worden.
Es hat dieses Thier, wie es gar jung gewesen 2. jahr in denen Zimmeren um den tisch gelauffen, zu Curiosität wo Herren und Damen gespeiset haben, bis es nur aus Bengalien über die See nach Holland gebracht worden. Ein gewisser Potentat im Reich solle dem Eigenthümer 40000. Gulden gebotten haben, der es aber nicht verkauffen wollen. Dasselbe wied auf einem zugemachten und mit 16. Pferdten bespanten Wagen von einem Ort zum anderen geführt.

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