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Knorr, G.W.; Mueller, P.L.S., 1767. Deliciae naturae selectae, oder auserlesenes Naturalien-Kabinet welches aus den drey Reichen der Natur zeiget, was von curiosen Liebhabern aufbehalten und gesammlet zu werden, verdienet. Nuernberg, Knorrs Erben, vol. 2, pp. i-iv, i-xx, 1-144

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Location: World
Subject: History
Species: All Rhino Species


Original text on this topic:
1767 Deliciae Naturae Selectae, oder auserlesenes Naturalien-Kabinet welches aus den drey Reichen der Natur zeiget, was von curiösen Liebhabern aufbehalten und gesammlet zu werden, verdienet. Ehemals herausgegeben von Georg Wolfgang Knorr, berühmter Kupferstecher in Nürnberg, fortgesetzt von dessen Erben, beschrieben von Philipp Ludwig Statius Müller, und in das franzosische überstetzt von Matthäus Verdier de la Blaguire. Nürnberg, volume 2. - [6675]
[Title also presented in French]




Plate K X. [Rhinoceros.]
Ex communicatione Excell. Dn. D. Christ. Jac. Trew,
J.C. Keller ad nat. pinxit
Jac. Andrew Eisenmann fecit. 76


[110]
Tab. K. X.
Dasjenige Thier, welches auf dieser Tafel abgebildet ist, ist zwar nicht unbekannt, allein man findet davon nicht viele accurate Zeichnungen, daher wir nicht undienlich fanden, die gegenwärtige nach dem Leben verfertigte Abbildung, so erst im Wachs geschehen, und nachhero zu Papier gebracht worden, diesem Werke einzuverleiben.
Es ist nemlich das Nashorn mit einem einfachen Horn aus Africa, oder des Ritters Linnäi Rhinoceros unicornis. Der Name dieses Thieres kommt lediglich von demjenigen einfachen Horn her, welches dasselbe auf der Nase führet, und bey einigen doppelt ist.
Das Thier selbst ist sehr gross und schwer, hat die Länge eines Elephanten, ist aber etwas niedriger, weil es kürzere Beine hat, und wieget insgemein sechs biß sieben tausend Pfund. Die Haut ist viel weiträumiger als für den Körper nöthig ist, daher sie sich nicht nur in grosse Runzeln faltet, sondern auch Lappenweise übereinander hinlieget, wodurch gewisse Abtheilungen und Schilde entstehen, die dem Thier das Ansehen geben, als ob es gepanzert wäre, welches um so mehr eine Richtigheit zu haben scheinet, da die Haut über einen Zoll dick, und ungemein hart ist, so daß, wenn man Riemen aus selbiger schneidet, die hernach rund geformet werden, solche zu Spazierstäben dienen. Auf dieser Haut befinden sich gar keine Haare, sondern eine unzählige Menge Ritzen, und Springe, zwischen welchen grosse, erhabene Warzen, oder vielmehr Buckel sitzen. Der Hals ist mit einem Kragen von lauter Lappen der Haut umgeben. Die Farbe ist dunkelbraun, oder Erdfärbig; zwischen den Runzeln aber und an dem Bauch, wo die Haut mehr glatt ist, ziehet sich die dunkle Farbe ins röthliche. Die Ohren sind kurz und dicke. Die Augen sind nach Verhältnis des Cörpers sehr klein und blöde, so daß das Thier nicht viel, und nicht weit siehet. Das Maul ist spitzig, der obere Kiefer länger, als der untere, und die Oberlese endiget sich in einem spitzigen dicken Lappen.

Was das Horn betrifft, welches es auf der Nase führet, so ist solches ein krummer Sichelförmiger Fortsatz, oder vielmehr ein Auswuchs des Stirnbeins. Es ist rauh, schwarzbraun, etliche Pfund schwer, und anderthalb Schuh hoch, dabey aber auch verhältnis-mässig dick, so daß der Boden desselben einen halben Schuh im Durchschnitt hält. Dieses Horn wird einzeln in Cabinetten gefunden; und da man vormahls demselben eine dem Gifte wiederstehende Kraft beylegte, so sind, (jedoch mehr zur Rarität), aus seltigen öfters grose Becher und Pokale gedrechselt worden, die man hernach mit Silber, oder Gold eingefasset hat. Von dergleichen Bechern trift man auch zuweilen einige in den Cabinetten an.
Wir müssen hier aber noch eines andern Horns vom Nashorn Ernehmung thun, welches gedoppelt ist. Man findet nemlich etliche dieser Thiere, welche oberhalb dem dahier am Thier selbst abgebildeten langen Horn noch eine kurzes, dickes und sehr breites Horn sitzend haben, (wie die hergezeichnete Figur ausweiset), welches sich als ein höckerichter, oder gewölbter Auswuchs des Strnbeins mit einer breiten Fläche hinter diesem Horn anleget, und sich daher als ein gedoppeltes Horn zeiget. Das Thier so solches träget, wird Rhinoceros bicornis genennet.
[111]
Von den abgebildeten gedoppelten Horn ist das längste an der Wurzel 5 1/3 Zoll dick, und 10 ½ Zoll hoch, das kurze aber ist 4 ½ Zoll dick, und 7 Zoll hoch.
Nun halten zwar einige die Thiere mit einem gedoppelten Horn vor Männchen, und die andere vor Weibchen, allein andere wollen, daß dieses einzelne oder gedoppelte Horn kein Merkmahl ihres Geschlechts ist, weil man sowohl Männchen, als Weibchen mit einem einzelnen und mit einem gedoppelten Horn finden soll. Wir zweifeln selbst auch stark, ob das gedoppelte Horn eine Anzeige einer besondern Art sey. Denn sie mögen eine einfaches, oder gedoppeltes Horn führen, so sind sie einander doch übrigens in allen Stücken gleich. Vielleicht ist es also nur ein häuffig vorfallender Irrthum der Natur, der entweder durch den Ueber fluß derer Säfte, die das Horn bilden sollen, oder durch die poröse Beschaffenheit des Stirnbeins, diesen höckerichten Auswuchs hinter dem rechten und eigentlichen Horn verursachet.
Der Schwanz ist kurz, und am äussersten Ende ein wenig mit Bürsten besetzt. Die Füsse sind kurz und dicke, und mit dreyen starken Klauen versehen. Ihr Fleisch ist etwas grob und hart; es wird inzwischen öfters gegessen.
An und vor sich selbst ist dieses Thier gar zahm, und thut niemanden etwas, wird aber furchtbar, wenn es böse gemacht und zum Zorn gereitzet wird. Es lauft sehr schnell, gehet aber, da es nicht weit sehen kan, mehrentheils dem Geruch nach. Wenn also jemand von dem Thier verfolget wird, darf man es auf wenig Schritte zu sich nähern lasen, alsdann aber springet man geschwinde zur Seiten, da denn das Thier den gesuchten Gegenstand aus den Augen und aus dem Geruch verlieret, und in einer geraden Linie fortrennet.
Mit dem Horn wühlen sie in die Erde, reissen grosse Steine, auch dicke Wurzeln von Bäumen mit unglaublicher Stärke heraus, und schleudern selbige mit einem Schwung des Kopfs hinter sich.
Die Elephanten sind sie sehr feind, und lassen sich gleich mit ihnen in einen Zweykampf ein, den vor den Elephanten am gefährlichsten ist, weil sie mit ihrem Horn denselben in den Unterleib stossen, und ihn dadurch ritzen oder verletzen, daß oft der Elephant dadurch ums Leben kommt, daher derselbe gerne dem Nashorn ausweichet.
Da die Nahrung dieser Thiere in Staudenförmigen Gewäachsen bestehet, so begeben sie sich gerne in die Wälder und Gebüsche, wo sie durch ihre Stärke einen Stamm und Baum nach dem andern umreissen, und ein Geprassel im Wald erregen, als ob etliche Holzhauer
Müller 1767, p.3

denselben über den Hauffen würfen. Man verwundere sich nicht, daß diese Theire nebst andern Gartenfrüchten, auch Stauden fressen, und sogar solche, die stachelicht sind; denn sie haben eine grobe rauhe Zunge, die, wenn sie einem Menschen nir einmahl damit lecken, gleich die Haut herunterziehet, und ihm das Fleisch biß auf den Knochen wegfeget, welches solche unglückliche Personen erfahren, die unter die Füsse eines erhitzten Nashorns kommen, indem sie sich gleich über dieselbe hermachen, und sie zu tod lecken.
[112]
Man nennet das Staudengewächs, davon sie mehrentheils leben, am Cap gemeiniglich Rhinoceros-Büsche, die den Wacholderstauden ähnlich sehen, und daselbst aus Mangel am Holz häuffig gebrennet werden.

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