user: pass:


Anonymous, 1747. Beschreibung des auslandischen Thiers, welches zu Freyberg in den ersten Tagen des Monats April 1747 in Wiesemannischen Gasthof zum guldnen Stern lebendig von seinen Eigenthums-Herrn, vielen Leuten is gezeiget worden. Freyberg, in der Reinholdischen Buchhandlung, pp. 1-8, pl. 1

  details
 
Location: Captive - Europe
Subject: Captivity - Before 1800
Species: Indian Rhino


Original text on this topic:
1747 Beschreibung des ausländischen Thiers, welches zu Freyberg in den ersten Tagen des Monats April 1747 in Wiesemannischen Gasthof zum güldnen Stern lebendig von seinen Eigenthums-Herrn, vielen Leuten is gezeiget worden. Nebst einigen historischen Anmerckungen und Nachrichten. Freyberg: in der Reinholdischen Buchhandlung, pp. 1-8. - First page is title, 6 pages text, last page illustration.

Copy in
Universitäts und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt
Martin Luther Universität Halle Wittenberg - 06098 Halle, Germany - microfilm received 1.12.2001
Also in Bayerische Staatsbibliothek, Munchen.

German text from edition of Freyberg, 1747

[2]
Nachricht, welche den Zuschauern auf einen gedruckten Zeddul ausgetheilet worden.
Wahre Abbildung von einen lebendigen Rhinoceros oder Nashorn, welches im Jahr 1741 als es 3 Jahr alt gewesen, durch den Capitain Douwemouth, aus Bengalen, in Holland übergebracht, und in Asia, im Gebiete des grossen Moguls, in der Landschaft Assem, gefangen worden. Dieß Wunderthier soll nach einiger Meynung der Behemoth seyn, wovon gedacht wird im Buch Hiob am 40. v. 10. Dieses Thier ist anitzo noch ein Kalb, dieweil es noch viele Jahre wächset, und die Thiere auf hundert Jahre alt werden. Es wiegt anitzo beynahe 5000 Pfund schwer, ist dunckelbraun, hat keine Haare, doch an den Ohren und am Ende des Schwanzes sind einige Härlein; auf der Nase hat es sein Horn, womit es die Erde geschwinde umgraben kann, ist schnell im Laufen, kann schwimmen und tauchen, im Wasser, wie eine Endte, sein Kopf ist nach und nach forne spitzig, die Ohren gleich eines Esels, die Augen nach
*Von dem Eingorn, und was man in der heiligen Schrift davon findet, s. die Freybergische Bibel Ps. 92, 11 – f. 511.
** S, die Freybergische Bibel Job 40, 10 – f. 232
[3] Proportion sehr klein, und kann nur über die Seite von sich absehen; Die Haut ist, als ob sie mit Schilden gedeckt, dieselben schlagen eine Hand breit über einander hin, sind zwei Zoll dicke, die Füsse sind kurz und dicke, versehen mit drey Klauen. Dieß Thier ist auch ein grosser Feind von dem Elephanten, so daß wenn es ihn antrift, denselben mit seinen Horn, unten in Leib stosset, auch aufreisset und tödtet. Zu täglicher Unterhaltung frisset es 60 Pfund Heu, und 20 Pfund Brodt, und säuft 14 Eimer Wasser, und weil es nur 3 Monath alt gewesen, als es gefangen, so ist dasselbe so zahm, als ein Lamm. Es hat doeses Thier, wie es gar jung gewesen, zwey Jahr in denen Zimmer um den Tisch gelaufen, zur Curiosität, wo Damen und Herren gespeiset.
Anmerckungen
Der ehemals sehr berühmte Jesuit Caspar Schottus, hat in seiner Physica Curiosa, II. Theil 8 Buch im Cap. 69 von diesem Thiere, folgende Nachricht gegeben: Dem Naßhorn ist dieser Name von dem Horn, welches es auf der Nase träget, beygelegt worden. Einige nennen es einen ägyptischen Ochsen, andere einen äthiopischen Stier. Plinius meldet im 8. Buch Cap. 20 daß es ein Horn auf der Nase
[4] habe, und nachdem es da??elbige an den Steinen gewetzet, so bereite es sich zum Kampf mit seinem Feinde, dem Elephanten, und im Streit gehet es, gröstentheils, auf dessen Unterleib zu, von welchen es wiss, daß er sehr weich sey. Aelianus Buch 17. Cap.44. ?aget, daß es überflüßig sey, dieses Thiers Gestalt zu beschreiben, als welche den Römern sehr bekannt war, weil dieses Thier sehr ofte auf der Schaubühne zu sehen. So viel meldet er nur, daß es auf der Nasenspite ein sehr scharf Horn, und welches härter als Eisen, und dieses wege und schärfe es, an einem Stein, wenn es mit dem Elephanten streiten will, und unterlaufe ihn, unter seine Schienbeine, und zerreisse ihm dem Bauch, wenn aber das Naßhorn, dem Elephanten, nicht zuvor komme, so werde es von seinen Rüssel ergriffen, hinangezogen, gehalten, und mit den Zähnen, als einer Säge zerschnitten, obgleich seine Haut so harte sey, daß sie schwerlich durch Pfeile durchdrungen werden könnte.
Von dem Horn dieses Thieres finden sich unterschiedene Meynungen. Tertullianus und andere, legen ihm nur eines; Martialis aber und einige andere, zwey Hörner bey. Einige setzen, die?es zwiefache Horn an dem Kopf, andere, eines in die Nase, und das andere, und kleinere, auf die rechte Schulter ; einige setzen, alle beyde auf die Nase; noch andere, das grössere an die Nase, und das kleinere auf die Stirne.
[5] Allein uch um die [illegible] Hornes vergleichen sie sich nicht: denn etliche sehen
das gerade Horn, als eine Pfeiffe an, dabey eine schwarze Linie durchgehet; andere für ein gerades Horn, ohne Linie; andere für ein zurück-gebogenes, noch andere für ein flaches.
Artemidorus, ben dem Strabo Geograph. 16. Buch saget, daß das Nashorn an, der Länge,
wenig unterschieden sey, von dem Elephanten, an der Grösse dem Och?en gleich sey, an der Gestalt, am nächsten dem wilden Schwein, und habe es zwey Gürtel, auf dem Rücken, welche bis unter dem Leib hinunter gehen, der eine nach dem langen Halshaaren zu, der andere nach den Lenden zu. Jacob Bontius Histor. Natur. et Med. in 5.Buch c.1 welches von Abada, oder dem Rhinoceros handelt, meldet, daß er das Thier, wohl tausendmal, sowohl in sein Behåltniß eingeschlosen, als auch in Wäldern auf der Weide gehen, gesehen, und sey es von Aschenschwarzer Farbe, einem glatten Leibe, oder welcher doch wenig Haare habe, die Haut sey ganz und gar rüntzlicht, und mit Falten überzogen, daß es deßwegen scheinet, als ob es mit lauter Schildern bedecket wäre. Das Fell sey dicke, daß man es kaum mit einem Japanischen Schwerdt durchschneiden konnte; Es habe einen Sau-Rüssel, welcher aber nicht so stumpf, wie dieser, sondern schärfer, und über den Nasen-Löchern, werde man das Horn gewahr, von welcher es des
[6] Namen habe, dieses Horn sey gemeinlich von schwarzer, oftmals von Aschermäßiger, bisweilen von weisser Farbe: an der Grösse und Schwere des Körpers, gleiche es dem Elephanten, doch habe es kürzere Beine. Es sey ein ohndchädliches Thier, wenn es nicht aufgebracht wäre, alsdenn aber, sey ues höchst grausam, nicht allein gegen diejenigen, welche es beleidigen, sondern auch gegen alles, was ihm entgegen kommt, dergestalt, daß
es auch ganze Bäume, mit dem größten Gepraßte, darnieder werfe. Sobald es einem Men?chen niedergeworfen, so belecket es ihn mit seiner scharfen Zunge, bis er todt, und alsdenn schabet es die Haut und das darunter liegende Fleisch, bis auf die Knochen ab.
Bontius führet an angebrachten Orte, folgendes an, welches mit einem Secretario ihrer Stadt,
Theodora Gemming, sich zugetragen. Als derselbe ohnlängst, neben zwey andern, im Walde spatsiren geritten, so stotzt er von ohngefehr an einen sumpigten Ort, auf ein Nashorn , und sein junges, (denn dieses Thier, wühlet sich eben, so gerne in Koth herum, als die zahmen und wilden Schweine,) als diesen Menschen das Naßhorn ansichtig ward, gieng es ganz langsam zurücke und trieb sein junges vor sich her, nach dem Walde zu, und da dieses ein
wenig herumsprang, und zurücke blieb, so trieb es die Mutter mit dem Rüssel fort. Unterdessen verfolgte einer, aus dieser Gesellschaft aus Verwegenheit das Thier zu Pferde und schlug mit seinem ausgestreckten Japanischen Gewehr, auf dessen Hintertheile; allein, weil die Schläge wegen der dicken Haut nicht durchbrungen, so liessen sich nur auf dem
[7] Rücken, und dem hintersten, etliche Stiemen sehen, welches das Thier ganz geduldig vertrug, bis es, sein Junges, unter die Dornensträuche und Weidengebusche verberget hatte. Denn alsdenn u. darauf wande es sich geschwinde, und mit grausamen runtzen und Gerausche, gegen den Reiter, hielt ihn bey seinen Stiefeln, und zerbiß dieselbigen. Allein das
Pferd, welches vielleicht kluger, als sein Reiter war, sprang zurück, und ergriff die Fincht, und die wilde Be?tie verfolgte dasselbe aus allen Kräften, riß mit erschrecklichem Gepraßle, die Bäume und was ihm auf dem Wege hinderlich war, darnieder. Als unser Reiter, an dem Ort kam, wo er seine Kammeraden verlassen, und das Thier diese erblickte, so verließ es jenen, und fiel diese andern an, welche seiner Wuth zu entgehen, zwischen zwey große Bäume sich verbargen, welche Bäume kaum zwey Schuh breit voneinander stunden. Und entweder es ist durch die?es glückliche Schicksal, oder durch die diesen Thiere angeborne Furcht ge?chehen; das Their suchte allein durch diese Oeffnung, mit äusserster Gewalt, sich einen Weg, und machte, daß die Baume nicht anders, als Schilfrohr zitterten und bebeten, allein weil sie so dick waren, so ward der Anfall des Thiers mit seiner Stirne, zurückgehalten, und gleichsam gebrochen. Unterdessen hatte man Zeit, sein Ge?choß loßzudrücken, und
die Bestie etlichemal, durch das Gehirne zu schieffen, und auf solche Art, erlegten sie dieselbige, dabey etliche Mohren Knechte, welche Holz zu schlagen, von ihren Herren dahin geschicket waren, zu Hülfe kamen. [end text]
[8] [Illustration, rhinowith minimal landscape, perpendicular to spine, head to the top of the page.]

[ Home ][ Literature ][ Rhino Images ][ Rhino Forums ][ Rhino Species ][ Links ][ About V2.0]