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Reinhard, L., 1748. Unumstoeslicher Beweis, das der Rhinoceros oder das Nashorn unmoeglich koenne der Behemoth seyn, dessen Hiob XL 10 sqq Meldung geschicht. Jena, Johann Friedrich Rittern, pp. 1-12

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Location: Captive
Subject: History
Species: Indian Rhino


Original text on this topic:
Laurentius Reinhard = Lorenz Reinhard, 1700-1752

1748 Unumstößlicher Beweis, das der Rhinoceros oder das Nashorn unmöglich könne der Behemoth seyn, dessen Hiob XL. 10. sqq. Meldung geschicht. Jena: Johann Friedrich Rittern, pp.1-12; 8vo. - 2129

Note on titlepage about Reinhard: Der heiligen Schrifft Doctoris, Superintendens und Ober-Pfarrers in Guttstädt, auch der Jenaischen Lateinischen und Göttingischen teutschen Gesellschafften Mitglieds.

German text of edition of Jena, 1748

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Ihro Hoch-Wohlgebohrnen Excellence Frauen Franciscae Julianae von Buchwald, gebohrnen von Neuenstein, der durchlaychtigsten Hertzogin zu Sachsen-Gotha und Altenburg hochbetrauten Oberhofmeisterin, als einer hohen Kennerin philosophischer und theologischer Wissenschaften, widmet zur Bezeugung eines devotesten Respects diese wenigen Blätter - Der Verfasser.
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§ I.
Da der Rhinoceros, oder das Nashorn, (*) bißhero durch ganz Teutschland und letzthin ein grosses Aufsehen gemacht, so haben einige gelehrte Männer (**) aus etlichen Stellen Aeliani, Plinii, Martialis, und anderer, angemercket, daß es die Griechen und Römer ehemals bey öffentlichen Spielen gebraucht.
* In den Weigelianischen Sinnbildern schärffet das Naßhorn sein Horn, an einem Felsen, mit der Beyschrifft: non inultus revertar.
** Siehe Herrn D. Caroli Augusti a Bergen, Professoris zu Franckfurt an der Oder, Orationem de Rhinocerote, so d. 16. Octobr. an. 1746 gehalten worden: und des in den Alterthümern sehr belesenen Herrn Friedr. Gotthilf Freytags Rhinocerotem e veterum scriptorum monumentis descriptum.
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§ II.
In Europe ist keines wieder gesehen worden, biß an. 1515 zu Lissabon ein Kampf mit einem Elephanten und Rhinoceroten angestellet worden: und an. 1684 hat man eines nach Engelland gebracht, dessen Beschreibung der gelehrte Parson in den Philosopischen Transactionen aufgezeichnet, welche Herr D. Georg Leonhard Hut neulich in Nürnberg besonders drucken lassen.
§ III.
Der gelehrte Linnaeus in Schweden, wie auch Ioannes Piscator schon lange vor ihm, rechnet es zu den Elephanten: Der berühmte Shaw meynet, es sey das Einhorn der Alten: Der gelobte D. Bergen gesellet es einiger massen den Schweinen zu.
§ IV.
Andere sind gar auf die Gedancken gefallen, diß Nashorn sey gar der Behemoth, dessen Hiob XL. 10. sqq. gedacht word; welche Meynung aber gänzlich falsch ist.
§ V.
Der Behemoth beym Hiob wird von dem berühmten Sam. Bocharto in seinem Hierozoico zum See-Pferd gemacht, gleichwie der Leviathan zun Crocodill; welche Meynung auch der gelehrte Frantzose Thevenot, wie auch Jobus Ludolfus und herr D. Joachim Lange
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angenommen haben. Alle andere Meynungen vom Behemoth, als einem Thiere, findet man des hochberühmten Schweitzers, D. Joh. Jacob Scheuchzers, Physica Jobi p.m. 423 sqq.
§ VI.
Der gelehrte Joh. Adolph Hofmann in seiner Erklärung des Buchs Hiobs p.m. 941 sqq. lehret, unter dem Bilde des Behemoths würden vorgestellet die thierischen Eigenschaften des natürlichen sündigen Menschen: und der berühmte hamburgische professor, Hermann Samuel Reimarus, in seinen Anmerckungen ad lib.cit. p.963 verstehet durch den Behemoth einem Meer- Ochsen.

§ VII.
Allein alle diese Meynungen sind falsch und unrichtig; sondern durch den Behemoth verstehe ich den Pharao: gleichwie durch den Leviathan den Satan oder Obersten der Teuffel; ietzo aber bleibe ich bey dem Behemoth, und beweise meinen Satz theils aus der Historie Hiobs, theils aus der genauen Ubersetzung der angeführten Schrifft-Stellen nach dem Grund-Texte.
§ VIII.
Der Herr antwortete Hiob aus einem Wetter cap.XL.1. Diß ist das Wetter, in welchem der Herr den Pharao mit seinem Heer ins rothe Meer
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gestürtzet hat, 2.Buch Mos. XIV.27.sqq. Denn daß Hiob gelebet und viel Kreutz erlitten, zu der Zeit der Verfolgung der Kinder Israel in Egypten; das ist aus der wahren Historie Hiobs, der die reine Patriarchalische Religion gehabt, klar und offenbar.
§ IX.
Nachdem nun Gott v.2 sqq. den Hiob, als einen Fürsten im Lande Uz, aufgemuntert, er solle sein. Macht also an den Stoltzen beweisen, wie er, der Herr, an den hochmüthigen und tyranisschen Egyptiern gethan, auch ihn gefragt, ob er Gottes Gerichte tadeln wollte; so komt er in seiner göttlichen Anrede v.10 sqq. auf den Pharao selbst, und braucht folgende Worte:
v.10. Siehe! die gräuliche Bestie (*), nehmlich der Pharao, die sich eben so wohl, wie dich, menschlich gebildet habe, muß endlich noch Graß fressen (**) wie ein Ochse, das vom
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Janne und Jambre (2 Timoth.III.8) eingeführte Götzen-Thier der Egyptier.
* Der numerus pluralis, oder die Zahl der Vielheit, von bestia, zeigt die Grösse und Gewaltigkeit des Thieres an, nach der Eigenschafft der Hebräischen Sprache; siehe D. Jo. Andr. Danzii, Interpr.Hebr.p.m.31 § 37. gleichwie Ezech. 32 die Egyptischen Könige mit Thieren verglichen werden. Siehe Jo.Frid.Starckii, Commentar. in Ezech. ad.h.1.
** Es wird mit dieser Redens-Art die tieffste und schimpplichste Demüthigung angezeiget, wie Daniel IV.12 und zugleich angedeutet, Pharao werde das Graß des Schilff-Meeres dabey in seinen Rachen bekommen.

v.11 Siehe! sein Bändiger ist ihm schon wie eine Eidere an der weichen Seite des leibes, und sein Aengstiger an den Nerven seines Bauches; das ist: seine Bestürtzung und Angst macht ihn hinfällig.
v.12. Er, sein Bezwinger, neiget getroft seine anhängende Macht, (die der Schwantz seiner Heeres-Macht Gleichniss-weise genennet wird) wie eine abgebauene Ceder: dahero die Adern seiner Erschreckungen starren.
v.13. Denn seine, des Siegers, Heeres-Machten sind Dinge, die in gemessener Ordnung wallen, und wie die Proben-Blicke des Ertzes (*): und die Kräffte seiner Arme sind, wie eine starcke eiserne Stange, gewaltig groß und schwer.
(*) Diß sind die hefftig brausenden aud auffliegende Meeres-Wellen und Wasser-Wogen, die immer Stand halten wie das Ertz seiem Arbeiter thut.
v.14. Eben derselbe (**) Bundes-Engel und verheissene Meßias, der Anfang der Wege

(**) Daß das Pronomen [Hebrew] (wie 1. Buch Mos. III.15) an vielen Orten des A.T. wie autos im N.T. den Herrn Meßiam anzeige, davon hat Herr D. Ernst friedr. Neubauer einen besondern Tractat geschrieben.

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Gottes (*), der ihn gemacht hat, ist derjenige, der sein Schwerd an ihn setzet.
(*) Siehe Sprüchw. Sal. VIII.2. Joan. I.1.2. Coloss. I. 15. 16. 17

v.15. Ihm, dem Bezwinger und Sieger, tragen die Berge die jenem entzogene und heimzufürende Einkufft Psalm 67, 7 und 72, 3 (**). Und die wieder lebhafften Geschöpfe des Feldes, nehmlich die Israeliten, frohlocken und sprechen spottende daselbst:

(**) Daß hier die erretteten Israeliten redende eingeführet werden, hat auch eingesehen der gelehrte Herr Pastor Jacob Roch in den erklärten Schrifft-Stellen von Metzia, pag. 68.

v.16. Im Schatten mag er, der Pgarao, immerhin liegen, im Verborgenen des Rohrs und des Schlammes.
v.17. Es bedecken ihn immerhin Dunckelheiten bey seinem Untergange: es bedecken ihn immerhin die Gebüsche des Strohms.
v.18. Siehe! es schlägt zusammen die hinreisende Fluth, die nicht zurücke treten wird: es mag immer dencken, und sich zutrauen, daß er des Jordans seine Geburth, as ist, seine Angräntzenden, werde sich ins Maul stopffen, und sie verschlingen.
v.19. Vor seinen Augen fangen sie ihn, und in denen ihm gestellten Fallen durchrennet er seine von Rache noch schnaubende Nase. [11]
§ X.
Aus dieser genauen Ubersetzung und wahren Verstand der Worte, und folglich nach dem Sinn des heiligen Geistes, ist also offenbahr, daß der in hiesigen Landen gesehene Rhinoceros, oder das Nashorn, unmöglich könne der im Buche Hiobs genannte Behemoth seyn.
§ XI.
Daß im Hion eine hohe Schreib-Art zu finden sey, ist daher leicht einzusehen, weil es ein poetisches, solglich in hohen, verblümten, und mit Gleichnissen angefüllten Redens-Arten, abgefaßtes Buch ist. Von dieser poetischen Schreib-Art handelt sehr gelehrt der hochberühmten Lübeckische Superintendens, herr D. Johann Gottlob Carpzow, in seiner Introduct. in libros poëtic. Vet.Testam. cap.1. Doch haben in ihren hebräischen Grammaticken von dem poëtico stylo der Bücher Hiobs und Salomonis, und der Psalmen Davids, auch ganz unvergleichliche Reguln gegeben Jacobus Altingius und Abrahamus Ruschatus; auf die man sicher trauen und bauen kan.
§ XII.
Gleichwie aber aus dieser kleinen Probe erhellet wie viel zum wahren Verstande des Buchs Hiob erfordert werde: Also werde ich hinfort auf eben die
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Weise eine neue Teutsche Ubersetzung des Buches Hions heraus geben, wie ichs mit dem Hohen Liede Salomonis gethan. Damit aber alles reifflich überlegt werde, so will nach Ostern in meinem Freytags-Predigten das merckwürdige Buch Hiobs deutlich und erbaulich erklären. Gott verleihe mir aus Gnaden Kräffte darzu, daß ich ferner mündlich und schrifftlich der Kirche Christi mit richtiger Erklärung der heiligen Schrift dienen kann. Ihm allein gehöret davor Lob, Ehre, Ruhm und Preiß, ietzt und in Ewigkeit. Amen.

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