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Meyer, J.D., 1756. Vorstellung mancherleij fremder und seltener Thiere, alle auf das richtigste in Kupfer gebracht, der Natur gemass mit ihren Farben abgebildet und herausgegeben. Nuernberg, Andreas Bieling, vol. 3, pp. 1-10, plates 1-30

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Location: World
Subject: Text as original
Species: All Rhino Species


Original text on this topic:
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DAS NASHORN. Tab. XXIX. XXX.

So selten das Nashorn (Rhinoceros) in Europa ist, so bekannt ist solches doch vielen Europäern, nachdem dasselbe vor einigen Jahren in England, Holland, Deutschland, Frankreich, Italien zur Schau herum geführet worden. Als wir es im Jahr 1748 zu Nürnberg gesehen, verkaufte der Besitzer desselben die Abbildung davon, worunter folgendes zu lesen war: "Wahre Abbildung von einem lebendigen Rhinoceros oder Nashorn, welches nach vieler Meynung der Behemoth seyn soll, wovon Hiob am 40.Cap. gedacht wird. Dieses Thier ist nur das zweute von dieser Sorte, welches hemals in Europa gewesen ist. Es ist ohngefehr acht Jahr alt, und anjetzo noch ein Kalb, dieweil es noch viele Jahre wächst, und diese Thiere auf hundert Jahre alt werden. Es wiegt anjetzo 5000. Pfund schwer, und ist viel grösser als es aus Bengalen im Jahre 1741. nach Holland überbracht worden. Es ist in Asia, im Lande Assem, unter der Herrschaft des grossen Moguls gefangen worden. Dieses Thier ist dunkelbraun, hat keine Hare, gleichwie der Elephant, (von welchem es ein grosser Feind ist) doch an den Ohren und am Ende des Schwanzes sind einige Härlein; auf der Nase hat es ein Horn, womit es die Erde sehr geschwind umgraben kan, ist schnell im Lauffen, kan schwimmen und tauchen im Wasser wie eine Ente. Sein Kopf ist nach und nach vorn spitz, die Ohren gleich eines Esels, die Augen nach Proportion von dem grossen Thier sehr klein, und kan nicht anders als über die Seite von sich absehen. Die Haut ist als ob sie mit Schilden gedecket sey, dieselben schlagen wohl eine Hand breit übereinander hin, und sind zwey Zoll dicke. Die Füsse sind kurz und dicke, versehen mit drey Klauen. Zu täaglicher Unterhaltung ist es sechzig Pfund Heu, zwanzig Pfund Brod, und trinket vierzehen Eimer Wasser. Es ist zahm als ein Lamm, dieweil es nur ein Monat alt gewesen, als es mit Stricken gefangen, nachdem zuvor die Mutter von diesem Thier, von den schwarzen Indianern mit Pfeilen tod geschossen worden. Wie es noch gar jung gewesen, hat es zur Curiosität 2. Jahr, in den Zimmern um den Tisch gelauffen, wo man gespeiset. Das oben gedachte Thier, ist gewesen im Monat May 1747. 5. Schuhe 7. Zoll hoch, und zwölf Schuh lang auch 12. Schuh dick." Zu dieser kurzen Beschreibung des Thieres will ich nun einige Anmerkungen hinzu setzen.

Was die Meynung anbelanget, daß das Rhinoceros der Behemoth seye, so hat eben zu der Zeit, als solches in Deutschland herumgeführet wurde, herr J.M. Barth zu Regensburg, ein Schreiben an einen guten Freund auf einem Bogen in 4to heraus gegeben, darinne von einem
vor weinig Wochen hieher gebrachten Rhinocerote oder Nashorn umständlich Nachricht gegeben, und zugelich untersucht wird: ob dieses Thier der Hiob Cap. XL. v.10. seqq. beschriebene Behemoth seye; das Gegentheil aber suchet herr Laur.Reinhard der heil.Schrifft Doctor in seinem umständlichen Beweis daß der Rhinoceros oder das Nashorn unmöglich könne der Behemoth seyn, so zu Jena auf anderthalben Bogen in 4to in 1748. gedruckt ist, darzuthun. Wenn es in obiger Nachricht heisset, es seye dieses Thier nur das zweyte von dieser Sorte, welches jemals in Europa gewesen, so ist diese Nachricht nicht richtig: denn sollen die Worte: von dieser Sorte, so viel sagen, als, von dieser Sorte vierfüssiger Thiere, so ist solche falsch: indem die alten Römer sechs solche Thiere gehabt haben; (q) im Jahr 1513. eines nach Portugall zu dem König Emanuel gebracht worden; in England eines im Jahr 1685; im Jahr 1739. ein Männlein, und im Jahre 1741. ein Weiblein gewesen, welches wohl das unsrige seyn mag, so daß man also in Europa, von der Römer Zeiten an, zehen derselbigen gesehen. Sollten aber die Worte, von dieser Sorte, auf die asiatische Sorte des Nashorns zu deuten seyn, so werden wir unten vernehmen, daß diejenigen viere so seit 1513. nach Europa gekommen, alle aus Asien ihren Ursprung gehabt. Nach unserer Beschreibung ist dieses Thier dunkelbraun, andere sagen es seye aschgrau und schwarz, mäusefarb, gelblicht: dasjenige so wir gesehen war schwarzbraun, wie es auf unsern beyden Tabellen vorgestellet ist, doch kan seine Farbe

(q) S. Die natürliche Historie des Nashorns, welche von Doctor Parsons in seinem Schreiben an Martin Folkes, Rittern und Präsidenten der Königlich. Englischen Societät abgefasset, mit zuverlässigen Abbildungen versehen, und aus dem Englischen in das Deutche überrsetzet worden, von Doctor Georg Leonhard Huth 4to. Nürnberg 1747.

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gar wohl, wie Herr Barth erinnert, das Fischschmalz, womit es der Wärter öfters einschmierte, etwas verändert haben. Daß das Nashorn ein Feind des Elephanten seye, und sochlem (=solchem) mit seinem Horn im Streit den Bauch aufreisse, sagen alle Autores, so von selbigem geschrieben. Das Horn so es auf der Nase hat, ist hier, weil das Thier noch jung ist, in Ansehung anderer solcher Hörner, welche man in den Apothecken, bey den Materialisten und in Naturaliencabineten findet, noch klein, ob aber alle Nashörner nur ein Horn haben, oder ob es auch welche gebe, welche zwey führen, darüber ist vieles gestritten worden; daß aber die africanischen Nashörner mit zweyen und die asiatischen nur mit einem versehen seyen, hat ausser oben angeführten Parson auch herr Klein bewiesen. (r) Mit diesem Horn umgräbet das Thier nicht nur allein die Erde sehr geschwinde, sondern es reiset auch mit solchem, wie Herr Kolb schreibet: (s) "die Bäume zusamt der Wurzel aus, hebt die Steine, die ihm hinterlich fallen, weg, und wirft sie mit grossem Geprassel weit hinter sich; mit einem Wort, es leget alles zu Boden, was es anzupacken vermag. Wenn es nicht im Zorn antreffen kan, so wühlet es Erde aus, und wirft eine grosse Menge mit Ungestüm in die Höhe." Die Schnelligkeit im Laufen wird auch von Herren Kolben behauptet, wenn er schreibet: "es seye so geschwind, daß man es auch mit dem allerschnellesten Pferd nicht einholen könne." Das Nashorn kan schwimmen und tauchet sich im Wasser unter, ja wälzt sich auch im Schlam und Koth, damit ihm die dicke Haut nicht gar zu hart und beschwerlich werde. Die kleinen Augen machen daß das Thier nur gerade vor sich siehet, da es nun auch sehr schnell lauffet, und dabey immer in gerader Linie bleibet, so darf ein Mensch, der ihm ausweichen will, nur auf die Seite tretten, so siehet es selbigen nicht, und laufet an ihm vorbey. Da die besondern Falten der Haut verursachen, daß es das Ansehen hat, als ob das Thier mit Schilden bedecket seye, so mag solches wohl die Ursache seyn, daß man beym Gesner, Aldrovandi, Jonston und andern solche Abbildungen siehet, welche das Nashorn so vorstellen, als ob es mit Schilden bedecket wäre, und die Falten, welche sich an solchen Orten befinden, wo die Gelenke um sich zu bewegen frey seyn müssen, dienen eben dazu, daß die Bewegung um so viel besser vor sich gehen könne. In Ansehung der Klauen ist das Nashorn ein Thier so seines gleichen nicht hat: wenigstens hat Herr Klein sonst keines gefunden, indem er in seiner III. Familie der vierfüssigen Thiere, worein er die dreyhufige setzet, sonst keines, als das Nashorn anführet. "Nach Herrn Kolben nähret sich dasselbe mit Grase, doch sind ihm die Dornen, das Gesträusse und der Genster lieber, vornemlich aber ein Strauch der dem Wachholder sehr ähnlich siehet!" Dasjenige Nashorn so 1658. (=1685) in England gewesen, hat nebst dem Heu auch das obere von den Küben und Gerreide gefressen. (t) Beym Fressen bedient es sich seiner obern Lippe wie eines Fingers, um das Futter damit aufzufassen. Herr Parsons saget, es könne das Nashorn diese Oberlippe sechs Zoll lang ausstrecken und zuspitzen, ja auch um einen Stock oder Finger legen, und solchen vest damit halten: um hievon eine Probe zu machen, habe ich dem Thier, als es hier in Nürnberg war, meinen Stock vorgehalten, es umfasste solchen auch, der Wärteer aber rieß ihn sogleich wieder weg mit dem Vermelden, es würde denselben entzwey beissen. Der erst angeführte Herr Parsons beschreibet auch das männliche Zeugungsglied, und zeiget. daß es sich ruckwarts krümme, daher es denn nicht nur hintersich stallet, sondern auch sein Geschlecht ruckwarts fortpflanzet.

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(s)
(t)


Tab. XXIX. Das Nashorn. J.D.Meijer fec.et exc.Norib.
Tab. XXX. Die verkürzte Vorstellung des Nashorns von vornen. J.D. Meijer fec. et exc. Norib.


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